Das kupferne Pferd: Furcht

Das kupferne Pferd: Furcht

von K.A. Merikan

SM-Erotikroman, erschienen 2019 im Selbstverlag

ISBN: 978-1-09108-194-9, 369 Seiten

 

London, 1907, zwanzig Jahre seit Beginn der Zombie-Plage: Reuben ist ein Bäcker, der in den Slums von London lebt und sich ein Zimmer mit seinem Vater und einer erweiterten Familie von Küchenschaben teilt. Arm, ungebildet und all seine sexuellen Bedürfnisse unterdrückend, führt er ein trauriges Leben, das nur hin und wieder von Gin und einer rauen Paarung in einer schmutzigen Hintergasse erhellt wird. Doch als er nach Bylondon entführt wird, um der Sklave eines Mannes namens Erik Dal zu werden, der Mitglied einer reichen Verbrecherfamilie ist, werden seine Werte einer Prüfung unterzogen. Sein neuer Herr ist von allem, was mit Pferden zu tun hat, besessen und Reuben lernt bald, dass wenn er gehorcht und sich als Eriks Pony gut benimmt, er alles bekommen kann, wonach er sich sehnt: Fürsorge, Essen, von dem er noch nicht einmal geträumt hat und schamlosen Sex mit einem dämonisch gut aussehenden Mann in Lederreitstiefeln.

Als Copper, Eriks geliebtes Haustier, muss Reuben sich den Wünschen seines neuen Herrn unterwerfen. – Wenn er eine Belohnung möchte und nicht den Kuss der Reitgerte. Falsche Schweife, Geschirre und eine neue Frisur für seine rote Mähne helfen, Reuben in Copper zu verwandeln, aber die Furcht davor, seine Würde in den Augen der Gesellschaft zu verlieren, könnte sich als stärkere Fessel erweisen als jedes Gebiss, jedes Zaumzeug oder Handschellen. All das für den geringen Preis seiner Freiheit. Obwohl Reuben immer wieder das Gefühl hat, dass es seine Seele ist, hinter der Erik her ist.

Bei „Furcht“ handelt es sich um ein außergewöhnliches Buch, sowohl was den Rahmen der Handlung als auch die Geschichte selbst betrifft. Das Verhältnis zwischen Erik und Reuben wird sehr erotisch beschrieben. Erik ist ein reicher Mann mit Einfluss und sehr umtriebig im organisierten Verbrechen. Reuben wurde sprichwörtlich aus der Gosse entführt und wird von niemandem vermisst. Eine perfekte Konstellation für diesen Roman. Erik ist einerseits sehr fürsorglich und voller Mitgefühl, was Reuben betrifft, andererseits aber dominant und sadistisch veranlagt. Er lässt weder Widerrede noch Abwehr gelten. Reuben braucht lange, bis er sich in seine neue Rolle einfindet, wehrt sich oft und nennt seinen Herrn einen „kranken Arsch“ oder einen Perversen. Reubens Entwicklung macht dieses Buch lesenswert. „Es schmerzte furchtbar und als die Bestrafung zu Ende ging, hatte Reuben das Gefühl, dass er alles gegeben hatte und dass sich zu wehren vielleicht nicht die beste aller Ideen war. Das einzige Problem war, dass er nicht zu willig erscheinen wollte, Befehlen zu gehorchen. Dieser Kampf war bereits zu verwirrend. Reuben lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Wand, stöhnte immer noch leise von Zeit zu Zeit. Erik ließ ein langes, müdes Seufzen hören. ‚Wirst du jetzt brav sein, Copper? Oder soll ich weitermachen?‘“

Mein Fazit: Dieses Buch ist anders als andere SM-Romane. Nicht nur, weil die Handlung als Fantasy geschrieben ist (Zombies treiben in der Stadt ihr Unwesen), sondern auch wegen der Charaktere. Einerseits der Pferdenarr und SM-Master Erik, andererseits der unerfahrene Reuben, der weder SM-Erfahrung hat noch Interesse dafür zeigt. Die in einer angenehmen und leicht zu lesenden Sprache geschriebene Story regt die Fantasie der Leser an. Vieles wirkt sehr bizarr, wobei die mögliche Realität der beschriebenen Praktiken und Vorstellungen einzig im Ermessen der Leser liegt. Das Autorenduo Kat und Agnes haben mit diesem ersten Teil der Reihe „Das kupferne Pferd“ eine spannende Geschichte vorgelegt, die mit „Stolz“ und „Liebe“ seine Fortsetzung findet.